Tradition begleitet ihn seit Kindheitstagen PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Die Glocke   
Donnerstag, den 22. August 2024 um 15:04 Uhr

Am Wochenende hat die St.-Sebastian-Schützengilde Beckum gleich doppelt Grund zu feiern: Es findet nicht nur das diesjährige Schützenfest unweit der Höxbergmühle statt, sondern der Verein besteht auch seit 100 Jahren, Festakt auf dem Marktplatz inklusive.

Oberst Wilhelm J. Droste stand der „Glocke“ Rede und Antwort.

„Die Glocke“: Vor 100 Jahren wurde die St.-Sebastian-Schützengilde Beckum gegründet. Die Gilde trägt den Heiligen Sebastian im Namen. Was hat es historisch gesehen damit auf sich? Und welche Rolle spielt der Heilige für die Gilde und auch für Beckum?

Wilhelm J. Droste: Der Heilige Sebastian war ein bekenntnismutiger Offizier im römischen Kaiserreich. Seine Persönlichkeit steht insbesondere für die Tugenden Mut, Gerechtigkeit, Standhaftigkeit und Treue. Diese Eigenschaften haben auch in unserer heutigen Zeit eine sehr wichtige Bedeutung. Sebastian ermutigt uns, dass wir uns beherzt und couragiert für Belange einsetzen, selbst wenn damit Nachteile oder sogar Gefahren verbunden sein sollten.

„Die Glocke“: Gibt es Traditionen, die bis heute bei Ihrer Gilde erhalten geblieben sind?

Droste: Die Ursprünge der Schützengilde von vor 100 Jahren kann man heute noch gut erkennen. Es gibt zum Beispiel noch immer die drei Ursprungskompanien, die nach Wohngebieten aufgeteilt sind. Zudem sind viele Elemente der Festfolge erhalten geblieben, beispielsweise die Parade auf dem Marktplatz, der gemeinsame Gottesdienst sowie der Marsch der Kompanien.

„Die Glocke“: Wie wird das 100. Jubiläum gefeiert? Sind im Rahmen des Schützenfestes besondere Programmpunkte anlässlich des Jubiläums geplant?

Droste: Ja, Die Festfolge ist an das Jubiläum angepasst. Besondere Programmpunkte sind die Festreden auf dem Marktplatz, der Wettbewerb um den Titel „König der Könige“ sowie der Große Zapfenstreich am Samstagabend um 19 Uhr an der Windmühle.

„Die Glocke“: Anlässlich des Jubiläums hat der Vereine seine Chronik (neu-)aufgelegt. Worum geht es darin inhaltlich? Kann man diese erwerben? Wenn ja, wo und wie?

Droste: In der Chronik haben wir die letzten 25 Jahre der Vereinsgeschichte zusammengefasst. Dort findet man unter anderem alle Throngesellschaften der Alt- und Jungschützen sowie zeitgeschichtliche Hintergrundinformationen. Über einen QR-Code, der in der aktuellen Chronik hinterlegt ist, kann man außerdem auch auf die Chroniken zum 50- und 75-jährigen Bestehen der Gilde zugreifen. Die diesjährige Jubiläumschronik ist bei unserem Major der Gilde, Dominik Bollmann, käuflich zu erwerben. Außerdem werden wir während der Feierlichkeiten des Schützenfestes vor Ort Exemplare zum Verkauf bereithalten.

„Die Glocke“: Was zeichnet die St.-Sebastian-Schützengilde Beckum aus?

Droste: Die Verbundenheit, der familiäre Zusammenhalt sowie die Freude an einem schönen Fest mit traditionellen Komponenten spielen eine große Rolle. Das Schützenfest-Feeling an sich ist mit Worten jedoch äußerst schwer zu beschreiben: Es ist einfach ein tolles Gefühl, abends im festlich geschmückten Zelt voller Spannung und Neugier Freunde und alte Bekannte wiederzusehen sowie neue Bekanntschaften zu schließen. Die wunderbare Musik, die festliche Garderobe der Damen, die Jung- und Altschützen in ihren Uniformen verbunden mit der Gelegenheit zum Tanz und zur Unterhaltung, sind eine ganz besondere Mischung, die es so nur am Schützenfest gibt. Das Vogelschießen, die feierliche Parade auf dem Marktplatz, das gemeinsame Marschieren mit den Musikkapellen und der Gottesdienst mit anschließendem gemeinsamen Frühstück – all das ermöglicht eine besonders stimmungsvolle und wertvolle Auszeit vom gewöhnlichen und oft sehr stressigen Alltagsleben.

„Die Glocke“: Ihrer Gilde liegt die Jugendarbeit am Herzen. Wie gestalten Sie diese?

Droste: Die Jungschützen sind die Zukunft unserer Gilde. Verteilt über das Jahr gibt es viele Programmpunkte für die Jungschützen: Kompanieversammlungen, das Winterfest, der Ausflug ins Grüne und ein Sommerfest. Am Schützenfest gibt es zudem das Hampelmannschießen, im Rahmen dessen der neue Jungschützenkönig ermittelt wird.

„Die Glocke“: Welche wiederkehrenden Programmpunkte gibt es über das Jahr verteilt?

Droste: Neben dem Schützenfest, das immer am letzten Wochenende im August stattfindet – der Sonntag muss im August liegen –, sind unter anderem die Gildeversammlungen im Herbst und im Frühjahr sowie die Ehrenratssitzung für alle Gildemitglieder ab dem 70. Lebensjahr sowie für ehemalige Könige und verdiente Mitglieder fester Bestandteil.

„Die Glocke“: Ein Blick in die Zukunft: Was wünschen Sie sich für die Gilde für die Zukunft? Droste: Für die Gilde wünsche ich mir, dass wir weiterhin ein generationenübergreifendes Fest feiern, das Jung und Alt begeistert. Es freut mich, wenn die Traditionen weitergelebt werden und wenn es uns gelingt, die Jugend hierfür zu begeistern. Außerdem ist mein Wunsch, dass die Gilde immer ein Ort des kommunikativen Austauschs bleibt. In unserem digitalen Zeitalter stellen persönliche Gespräche und Diskussionen einen wichtigen Kontrapunkt zur nahezu schrankenlosen und teilweise anonymen digitalen Kommunikation und den damit verbundenen Gefahren für unsere Gesellschaft dar.

„Die Glocke“: Wie und wann sind Sie selbst zu diesem Verein gekommen?

Droste: Mein Vater (Wilhelm III. Droste) war 1975 König der Gilde, meine Mutter (Christine I. Droste) 1995 Königin. Die Schützentradition der St.-Sebastian-Schützengilde begleitet mich seit frühesten Kindheitstagen. Mit 16 Jahren bin ich als Jungschütze in die Gilde eingetreten.

„Die Glocke“: Warum engagieren Sie sich im Vorstand? Seit wann als Oberst? Droste: Der Verein bedeutet mir sehr viel. Wie unser Ex-Oberst Ludwig Beumer immer zu sagen pflegt: „Wir sind eine große Familie.“ Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit begeistert mich und gibt mir neben meiner Familie Halt im Alltag. Als Oberst habe ich die Möglichkeit, das Vereinsleben zu gestalten, was mir zusammen mit meinem Vorstandsteam sehr viel Freude bereitet. Ich bin sehr dankbar für die engagierten und ehrenamtlichen Unterstützer an meiner Seite, ohne die das Vereinsleben so nicht möglich wäre.

„Die Glocke“: Was sind Ihre persönlichen Höhepunkte, die Sie als Schützen erlebt haben?

Droste: 2000 war ich Jungschützenkönig, 17 Jahre später wurde ich zum Zeremonienmeister ernannt. Besonders war auch die Wahl zum Oberst im Jahr 2020 und die Tatsache, dass meine Ehefrau, Dr. Wiebke I. Droste, im Jahr 2023 Königin der Gilde wurde.

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Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, den 28. August 2024 um 15:13 Uhr